Bürgerenergie: Strom lokal, günstig, sicher!

07. August 2023

Landtagskandidatin Christine Himmelberg, Neurieder Bürgermeister Harald Zipfel und Geschäftsführer der Bürger-Energie-Unterhaching eG Thorsten Micus-Grebe im Gespräch

"Leider kommuniziert das Planegger Rathaus kaum. Für die Öffentlichkeit interessante Informationen werden im Gemeinderat nur nichtöffentlich behandelt“, fasst der Fraktionssprecher der SPD im Planegger Gemeinderat Felix Kempf die Lage bezüglich des Ausbaus erneuerbarer Energien in Planegg zusammen.

Kempf begrüßte am 13.07. die SPD-Landtagskandidatin Christine Himmelberg (Listenplatz 18), den Neurieder Bürgermeister Harald Zipfel und den Geschäftsführer der Bürger-Energie-Unterhaching eG Thorsten Micus-Grebe zu einer Veranstaltung rund um das Thema Bürgerenergie - also dezentrale, ökologisch erzeugte Energie.

"Intel und Tesla kommen auch nicht nach Bayern, weil wir hier zu wenig grünen Strom haben. Weil die Stromtrassen nie gebaut wurden und die Landesregierung bei jedem Windrad bremst." So verdeutlicht Landtagskandidatin Himmelberg, dass grüner Strom kein Life-Style-Projekt ist, sondern unverzichtbare Industriepolitik im globalen Wettbewerb um Arbeitsplätze. Himmelberg weiter: "Wenn Sie ein stehendes Windrad sehen, fehlt vielleicht nicht der Wind, sondern die Netzkapazität - siehe fehlende Trassen - und das Windrad wird abgeschaltet. Den Schadensersatz zahlen wir an die Konzerne mit unseren Steuern."

Thorsten Micus-Grebe, Gründungsmitglied der Energiegenossenschaft Unterhaching, stimmt zu. "Bei der Energieversorgung muss das Mosaik stimmig sein. Viele verschiedene Teile, die ein großes Ganzes bilden. Unseriös ist das laute Schreien nach einer Energiequelle als Allheilmittel."

Am 19. März 2012 wurde die Bürger-Energie-Unterhaching eG (BEU) offiziell gegründet. Die 69 Gründungsmitglieder haben sich zum Ziel gesetzt, mit dieser Genossenschaft vorwiegend auf lokaler und regionaler Ebene einen Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz zu leisten. "Die Leute vor Ort, die nah an der Erzeugung sind, die das Windrad sehen, sollen auch direkt davon profitieren, nicht nur irgendwelche Konzerne", erklärt Micus-Grebe die Idee hinter den Energiegenossenschaften. Bürger legen Geld zusammen und investieren als Gemeinschaft in grüne Energien. Mit geplanten 3,5% jährlicher Dividende ist das Engagement nicht nur gut für das Klima, sondern auch das Sparkonto.

Auch der Neurieder Bürgermeister Harald Zipfel hat bereits genossenschaftliche kleinere Anlagen aufgestellt und das Thema seit mindestens 2005 in Neuried und Landkreis vorangetrieben. "Sagen wir es gibt eine Druckerei, die drucken tagsüber, weil nachts drucken mehr an Abgaben kostet. Aber tagsüber ist der Preis am höchsten, wegen dem Verbrauch. Würden die sich Photovoltaik aufs Dach holen, würde der hohe Preis zur Mittagszeit gekappt werden können“, gibt Zipfel ein lebensnahes Beispiel zum Einsatz grüner Energie. Der studierte Energieingenieur Zipfel plant außerdem, mit weiteren Gemeinden Windkraftanlagen aufzustellen. 2 dieser Windräder sollen theoretisch ganz Neuried versorgen können. Bezüglich Geothermie erhofft sich Zipfel, dass Neuried von seiner Lage zwischen mehreren Geothermiestandorten profitieren kann, indem Neuried an dieses lokale Wärmemetz angeschlossen werden kann. "Aus einer Luft-zu-Luft-Wärmepumpe kommt im Winter nur Schnee, weil es bei Minus 15 Grad schwierig wird mit Strom und Luft allein zu heizen", erklärt der Neurieder Bürgermeister. Eine Grundwasser-Wärmepumpe ist in seinen Augen sinnvoller.

"Natürlich muss man da genau nachverfolgen, wo das Wasser welche Temperatur hat - für ein Einfamilienhaus braucht es zwischen den beiden Bohrungen einen Abstand von mind. 15 Meter - um auch sicher keinen Kurzschluss - also, dass kaltes in warmes Wasser geleitet wird - zu vermeiden. Und es wäre klug, dass zwei Nachbarn nicht unabhängig voneinander bohren, das sollte koordiniert werden. Aber mit warmem Grundwasser kann man schon sehr gut heizen." Himmelberg bringt hier folgendes Stück Realsatire an: "Ein Geothermieprojekt braucht eingangs in der Regel mehr als eine Probebohrung. Der Freistaat Bayern finanziert aber nur eine Probebohrung im Jahr. In dem Tempo kann man es auch bleiben lassen, denken sich viele."

Aus dem Publikum kamen viele Fragen. Z.B., ob es verboten werden kann, eine Photovoltaik-Dachanlage anzuschließen. Thorsten Micus-Grebe führt aus: "Ja, das wäre genehmigungspflichtig und wenn die Netzbetreiber befürchten, es würde das Netz überlasten, kann das verboten werden.“ Unser Stromnetz gehört übrigens 5 privaten Playern in Deutschland. Auf Ausbauentscheidungen kann der Staat daher gerade wenig Einfluss nehmen und scheinbar unwirtschaftliche Stromverbindungen abgebaut werden.

Zipfel fügt an, dass Balkonkraftwerke nur meldepflichtig sind, also eine schnelle private Lösung sein können.

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